Ein alter Strick erzählt (und jemand hat's aufgeschrieben):
Puh, reichlich dunkel hier, und herumgeschaukelt werde ich auch noch kräftig, hoffentlich dauert's - na endlich! Luft und Licht. Hoppla, was ist denn hier los? Was wollen denn die vielen Kinder hier? Na, ich spitze mal meine Lauscher (auch Seile haben Ohren. Anm. des Verfassers).
Achso, Familienklettern! Wir sind an den Bodensteiner Klippen in den Hainbergen.
Den Weg vom Parkplatz in Bodenstein haben alle gut gefunden, dank der hervorragenden
Arbeit des "Vorauskommandos" (einige Mitglieder der Hochtourengruppe
(HTG)), unter zeichnerischer Führung von Lisel: an Baumstämmen, Steinen
oder mitten auf dem Weg fanden sich Kreidespuren (oder war es gar Magnesia?
vom Klettercup tags zuvor aus Braunschweig übriggeblieben?). Nun waren
sie gerade angekommen, etwa 10 Kinder mit (Groß-)Eltern: Kletterneulingen,
aber auch "alte" Hasen, die
sich stolz ihre eigenen Gurte anlegen ließen; die Jüngsten zwischen
2 und 3, die Ältesten etwa 9 Jahre. Die ersten Kletterer, Mitglieder der
HTG, waren bereits seit einer Stunde in den Felsen. Auch ein drittes Grüppchen,
nochmals Eltern (Väter) und 4 Kinder waren auch schon zugange, doch wie
es schien ohne Ambitionen, sich unserer Gruppe anzuschließen. Rasch waren
die restlichen Gurte angelegt, Karabiner verteilt und schon bildete sich der
erste Stau am Einstieg: sollte hier etwa der alpine Charakter "schlangestehen
an Schlüsselstellen", eingeübt werden? Doch schneller als in
den Alpen löste sich die Warteschlange auf, die kleinen Gipfelaspiranten
entschwanden nach oben, am festen Seil sicher behütet von Helmut und Michael.
Auf der anderen Seite ging's abwärts, wer wollte, konnte klettern oder
auch über eine 2-Meter-Stufe abgelassen werden. Hier kam ich alter Strick
endlich zum Tragen: stolz straffte sich mein Mantel und die kleinen Leute gelangten
sicher nach unten. Weiter ging's: auf der einen Seite hoch und auf der anderen
runter, manche zweimal, andere dreimal - doch halt: die ersten haben ein Brot
in der Hand. Also: Pause, allgemeines Mittagessen der Familiengruppe!
Würstchen gab's diesmal von Rita. Als Erholung vom Klettern nutzten einige Kinder die Pause und spielten Verstecken, Nachlauf oder Waldhang-Rutschen, andere hielten ein Schläfchen. Kinderlose Mitglieder der HTG tummelten sich immer noch in den Felsen, an mehreren Routen hingen Seile herab (hoffentlich gab es nicht noch mehr so alte Stricke wie mich), hin und wieder sah man auf den Türmen einen roten Kopf (oder war es der Helm?) und Rufe wie "Achtung Seil", "ich komme" oder "verd..halten!" ertönten durch den Wald. Schade, daß nicht alle zur gleichen Zeit Mittag machten und schade, daß auch die zweite Eltern/Kind-Gruppe sich auch weiterhin etwas abseits hielt.
Kurze Zeit später band mich mein Besitzer an einen Baum, knotete ein kleines dünnes Seil an mich, hängte dort einen Karabiner ein - Prusik nannte er das - und einige Kinder rutschten nun an mir den Waldhang hinunter, bis ein Ameisenhaufen als natürlicher Bremsklotz ihre Fahrt stoppte.
Plötzlich sauste ein anderes Seil von einem der Felstürme, verfehlte
einen Buggy und auch eine offene Butterbrotdose und hing dann einfach so da.
Alte Hasen erkannten: hier wird die
Schaukel vorbereitet. Dank Jürgens und Michaels Hilfe konnten nun alle
Kinder testen, wie es sich im Klettergurt hängen läßt. Der Andrang
war wieder groß, aber Wartezeiten wurden ebenso gerne in Kauf genommen.
Solchermaßen kinderlos, konnten sich nun auch einige der Großen an die Felsen machen und selbst klettern; die Einrichtung einer neuen zweiten Kinderroute auf der Südseite scheiterte, weil zu schwer. Später dann entdeckten die Kleinen doch noch die Nordseite und einige wenige bewältigten die dort befindliche II(IIIer?) Route. Aber oh weh, wie nun wieder runterkommen? An der senkrechten Wand abgelassen werden, ist halt doch ganz anders als am Waldhang! Aber schließlich mußte doch keiner oben bleiben
Eine zweite leichte - oder besser gesagt altersgerechte - Route hätte bestimmt noch so manchen Jungkletterer gereizt, aber mangels betreuender Kletterväter/mütter (oder das Fehlen geeigneter Stellen?) nicht durchführbar, gingen die Kinder wieder zum Nachlauf- und Versteckspielen über (ausbaufähig für die Zukunft) und die Felsen gehörten nun ganz den Eltern bzw. Großeltern (!).
Die Menschen in den Felsen wurden weniger, so plötzlich wie manche gekommen waren, haben sie sich auch "verabschiedet" und auch die offizielle Familiengruppe löste sich langsam auf. Die Letzten machten die Runde, sammelten Müll (wenig) und verstreute Ausrüstungsgegenstände auf (mehr) und schlenderten dann gemütlich zu den Autos zurück, wo sich endgültig die Wege trennten. Auf der Heimfahrt wird bestimmt noch so manches Eis geschmeckt haben, verdient hatten wir's alle.
Fazit: Wetter gut, schön war's; ob es für die nicht-kletternden Elternteile zu langweilig war und für die wenigen kletternden (und helfenden) Eltern zu stressig, mag jeder selbst entscheiden. Das Gebiet jedenfalls sollte mehr als eine Anfänger-Kletterstelle hergeben und kann bestimmt auch mehr als nur Kletterprogramm bieten; und vielleicht finden sich für das nächste Mal vorher mehr Mitmacher, die dann an Ort und Stelle zum Gelingen beitragen. - Der "Strickbesitzer" will sich dabei auch gar nicht drücken.
Aufgeschnappt von Klaus Steube